Blockchain – Vertrauensmaschine für eine vernetzte Wirtschaft

Blockchain ist eine weitere Ausprägung der Digitalisierung, der ein enormes Potenzial zugesprochen wird. Bekannt ist die Technologie vor allem durch ihren Einsatz in Kryptowährungen. Doch das ist bei Weitem nicht alles, was diese Technologie leisten kann – vorausgesetzt, bestimmte Herausforderungen werden erfolgreich bewältigt.

Grundsätzlich entspricht die Blockchain einem digitalen Grundbuch oder Transaktionsprotokoll. Darin sind Informationen über bestimmte Vorgänge enthalten, beispielsweise Transaktionen oder Patientenakten. Das Besondere daran ist die Dezentralität: Eine solche Information ist nicht nur lokal auf einem Computer oder Server gespeichert, sondern auf einer Vielzahl von Computern und Servern weltweit. An all diesen Stellen ist der Vorgang identisch aufgezeichnet, und ein Konsensmechanismus sorgt dafür, dass die Aufzeichnung korrekt ist und der Wahrheit entspricht. Dadurch werden Sicherheit und Transparenz gewährleistet – Änderungen sind nur möglich, wenn das gesamte Netzwerk davon erfährt. Die Daten sind in Blöcken organisiert und aneinandergereiht, wobei jeder neue Block die Historie der bisherigen Kette in Form einer Prüfsumme enthält. Diese Prüfsumme, kombiniert mit Datenverschlüsselung und der mehrfachen, identischen Speicherung, sorgt für die Authentizität der Daten.

Disintermediation: Abschied von den klassischen Vermittlern?

Diese Technologie bietet durch ihre Leistungsstärke, Transparenz und Sicherheit vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis. Ein signifikantes Merkmal ist die Disintermediation – die Ausschaltung von Vermittlern jeglicher Art. Hersteller und Verbraucher können direkt miteinander interagieren, ohne dass ein Vermittler erforderlich ist. Bill Gates soll einmal gesagt haben: „Banking is necessary. Banks are not.“ Dies spiegelt die Entwicklungen der letzten 10 bis 15 Jahre wider, in denen zahlreiche Finanz-Start-ups den Bankensektor aufgewirbelt haben. Ein prominentes Beispiel ist PayPal. Diese Perspektive beschränkt sich nicht nur auf den Bankensektor, sondern findet auch in anderen Wirtschaftszweigen Anwendung, etwa bei Immobilientransaktionen ohne Notar oder beim direkten Stromverkauf vom Erzeuger an den Endverbraucher.

Smart Contracts: Verträge ohne Bürokratie

In diesem Kontext kommt das sogenannte Smart Contracting zum Einsatz. Dabei handelt es sich um die Standardisierung und Automatisierung von Vertragsabschlüssen. Denkbar ist, dass Verträge unabhängig von unserer Präsenz abgeschlossen werden können – beispielsweise während wir schwimmen oder in der Sauna sind. Möglich wird dies durch die Kombination von Blockchain-Technologie und Künstlicher Intelligenz (KI): Vertragsvoraussetzungen werden im Vorfeld definiert, und die Maschine wartet auf deren Erfüllung, um dann selbstständig aktiv zu werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich bestimmte Situationen und Voraussetzungen verändern und von der KI nicht korrekt eingeordnet werden. Dennoch arbeiten wir auch mit Risiken, wenn Menschen involviert sind. Daher ist es wichtig, diese Risiken sachlich zu bewerten und ihre potenziellen Auswirkungen zu quantifizieren.

Herausforderung Regulierung und Energieverbrauch

Im Zusammenhang mit der Anwendung von Blockchain im Bereich von Kryptowährungen ist ebenfalls zu bedenken, dass der Einfluss von Notenbanken und Staaten massiv zurückgeht. Durch die Dezentralisierung und Autonomie in der Herstellung verlieren etablierte politische und finanzielle Institutionen an Einfluss. Es gilt abzuwägen, ob diese Verringerung der Einflussnahme als Vorteil oder Nachteil zu bewerten ist. Zudem ist der hohe Stromverbrauch problematisch: Wenn viele Maschinen miteinander kommunizieren und sich abstimmen müssen, führt dies zwangsläufig zu einem hohen Energiebedarf und oft auch zu prozessbedingten Verzögerungen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können und welche Potenziale die Blockchain für Produkt-, Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen in Zukunft bietet.

Aktuelle Entwicklungen (Stand 2025)

Seit der ursprünglichen Veröffentlichung dieses Textes hat sich im Bereich der Blockchain-Technologie einiges getan:

  • Ethereum’s Pectra-Upgrade: Ethereum hat kürzlich das Pectra-Upgrade abgeschlossen, das bedeutende Verbesserungen bei Transaktionsgeschwindigkeit und Kosten mit sich bringt. Dieses Upgrade umfasst elf Ethereum Improvement Proposals und erhöht unter anderem das Staking-Limit pro Validator erheblich.
  • Regulatorische Entwicklungen: Der neue Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, Paul Atkins, plant die Modernisierung der SEC-Vorschriften, um der Kryptoindustrie besser gerecht zu werden. Ziel ist es, klare Regeln für Registrierung, Ausgabe, Verwahrung und Handel digitaler Vermögenswerte zu schaffen.
  • Meta’s Wiedereinstieg in den Kryptomarkt: Meta, das Mutterunternehmen von Facebook, plant die Einführung von Stablecoins als Zahlungsmittel auf Facebook und WhatsApp, insbesondere für Content-Ersteller.
  • Integration von KI und Blockchain: Die Kombination von Blockchain und Künstlicher Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten, etwa durch KI-gesteuerte Smart Contracts, die sich an Marktbedingungen anpassen können.
  • Tokenisierung realer Vermögenswerte: Die Tokenisierung von realen Vermögenswerten wie Immobilien oder Staatsanleihen gewinnt an Bedeutung. Länder wie das Vereinigte Königreich experimentieren mit der Ausgabe von Staatsanleihen auf der Blockchain.
  • Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: Trotz des hohen Energieverbrauchs von Blockchain-Netzwerken gibt es Fortschritte in Richtung energieeffizienterer Konsensmechanismen, wie dem Proof-of-Stake-Verfahren, das bereits von Ethereum übernommen wurde.

Diese Entwicklungen zeigen, dass die Blockchain-Technologie weiterhin ein zentraler Treiber des digitalen Wandels ist. Ihre Anwendungen reichen weit über Kryptowährungen hinaus und beeinflussen zahlreiche Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Technologie in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.

Ausblick: Blockchain als Innovationstreiber

Die Blockchain bleibt ein faszinierendes Zukunftsthema. Sie verändert nicht nur technische Prozesse, sondern auch gesellschaftliche Machtverhältnisse und wirtschaftliche Geschäftsmodelle. Von der Finanzwelt über die Energiebranche bis hin zu Recht und Verwaltung – ihr Potenzial ist enorm. Doch ob sie sich in der Breite durchsetzt, hängt davon ab, wie gut es gelingt, Herausforderungen wie Energieverbrauch, Regulierung und technologische Komplexität zu bewältigen.

Für Unternehmen bietet sie schon heute spannende Möglichkeiten, Prozesse sicherer, effizienter und transparenter zu gestalten – ein echter Baustein für Exzellenz durch Agilität.

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