Ein zentraler Hebel für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Zeitalter liegt in der konsequenten Ausrichtung auf operative Exzellenz. Ziel ist es, alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette effizient, reibungslos und kosteneffizient zu gestalten – bei gleichzeitig maximaler Kundenorientierung.
Operational Excellence ermöglicht es Unternehmen, auch bei niedrigen Preisen profitabel zu wirtschaften. Sie ist damit kein reines Effizienzprogramm, sondern das strategische Rückgrat digitaler Kostenführerschaft – und ein Fundament für Exzellenz im Wandel.
Mehr als Prozessoptimierung: Digitalisierung verändert die Spielregeln
Operational Excellence bedeutet heute weit mehr als klassische Prozessoptimierung. Sie steht für ein ganzheitliches Effizienzverständnis, das durch digitale Technologien eine neue Qualität erreicht.
Abläufe werden nicht nur beschleunigt oder automatisiert – sie werden intelligenter, anpassungsfähiger und kundenindividueller steuerbar. Digitale Technologien ermöglichen:
- Echtzeit-Datenanalyse statt statischer Auswertungen
- kontinuierliche Verbesserung durch automatisiertes Feedback
- personalisierte Abläufe auf Basis individueller Kundendaten
- nahtlose Integration von Kunden und Partnern in die Prozesse
Das Resultat ist eine neue Form der Wettbewerbsfähigkeit – flexibel, präzise und reaktionsschnell.
Lean Management als Fundament – und als Sprungbrett
Die Wurzeln der Operational Excellence reichen tief ins Lean Management – ein Denkansatz, der aus dem Toyota-Produktionssystem (TPS) hervorging. Ziel ist es, jede Form von Verschwendung („Muda“) zu eliminieren, z. B. durch:
- unnötige Lagerbestände
- lange Wartezeiten
- Überproduktion
- fehleranfällige Prozesse
Doch die digitale Transformation hebt diese Prinzipien auf ein neues Niveau:
- Lean 2.0 verknüpft bewährte Effizienzregeln mit neuen Technologien.
- Algorithmen erkennen Optimierungspotenziale in Echtzeit.
- Predictive Maintenance ersetzt starre Wartungspläne.
- 3D-Druck ermöglicht Just-in-time-Produktion ohne Lagerhaltung.
- Mass Customization erlaubt individuelle Produkte zum Preis der Serienfertigung.
Lean wird dadurch nicht überflüssig, sondern wirkungsvoller denn je.
Skaleneffekte und digitale Hebel
Ein weiteres Charakteristikum moderner Operational Excellence ist die Fähigkeit, Skaleneffekte systematisch zu nutzen. Plattformmodelle wie Amazon oder Booking.com zeigen, wie sich bei steigendem Volumen die Stückkosten dramatisch senken lassen.
Denn: Zusätzliche Kunden verursachen kaum Mehrkosten. Gleichzeitig wächst die Datenbasis – ein Rohstoff für weitere Effizienzgewinne. Im E-Commerce zeigt sich das besonders deutlich: Während traditionelle Händler mit steigender Komplexität kämpfen, skalieren digitale Anbieter durch smarte IT-Infrastrukturen, automatisierte Prozesse und globale Reichweite – mit oft steigenden Margen.
Drei Stufen der digitalen Prozessoptimierung
Die Digitalisierung erweitert die klassische Prozessgestaltung um zwei zusätzliche Entwicklungsstufen. Statt sich ausschließlich auf das Optimieren bestehender Abläufe zu konzentrieren, eröffnet die digitale Transformation neue Wege, Prozesse grundlegend intelligenter und flexibler zu gestalten:
1. Optimierung bestehender Prozesse
Im Sinne des klassischen Lean Management liegt hier der Fokus auf Effizienz, Qualität und der systematischen Reduktion von Verschwendung – sei es durch Überproduktion, Wartezeiten oder unnötige Prozessschritte. Diese Phase zielt darauf ab, Bestehendes schlanker und stabiler zu machen.
2. Automatisierung repetitiver Tätigkeiten
Durch Technologien wie Robotic Process Automation (RPA), digitale Workflows oder einfache Bots lassen sich manuelle, wiederkehrende Aufgaben standardisiert und zuverlässig ausführen. Dies reduziert Fehlerquellen, spart Zeit und schafft Raum für wertschöpfendere Tätigkeiten.
3. Adaptivität durch künstliche Intelligenz
In dieser dritten Stufe werden Prozesse nicht nur automatisiert, sondern dynamisch anpassbar. KI-basierte Systeme erkennen Muster, prognostizieren Entwicklungen und passen Abläufe in Echtzeit an veränderte Rahmenbedingungen an. Ein gelungenes Beispiel bietet Amazon: Im Fulfillment-Bereich setzen sie KI ein, um Lagerhaltung, Kommissionierung und Versand automatisiert und kundenindividuell zu steuern – unter Berücksichtigung von Nachfrageprognosen, regionalen Lieferzeiten und Kapazitätsgrenzen. Diese dritte Stufe markiert einen Paradigmenwechsel: Prozesse sind nicht mehr starr, sondern lernfähig. Sie kombinieren Effizienz mit hoher Kundenindividuation – und schaffen so die Basis für echte Agilität im operativen Geschäft.
VOPA+: Kultur trifft Technologie
Doch Operational Excellence ist nicht nur eine technologische Frage – sondern auch eine kulturelle.
Das VOPA+-Modell (Willms Buhse) liefert den Schlüssel:
Vernetzung, Offenheit, Partizipation, Agilität und Vertrauen sind die kulturellen Voraussetzungen für nachhaltige Exzellenz.
Digitale Technologien unterstützen diesen Wandel:
- gemeinsame Datenplattformen & Dashboards
- agile Projektsteuerung & selbstorganisierte Teams
- offene Innovationsprozesse & digitale Zwillinge
Die operative Exzellenz der Zukunft braucht mehr als Tools – sie verlangt eine Kultur, die Transparenz, Verantwortung und Mitgestaltung fördert.
Fazit: Operational Excellence als strategisches Fundament
Operational Excellence ist kein Selbstzweck. Sie ist das Fundament dafür, dass:
- Innovationen wirtschaftlich tragfähig sind,
- Wandel aktiv gestaltet werden kann,
- digitale Geschäftsmodelle skalierbar bleiben.
Organisationen, die operative Exzellenz ernst nehmen, sind robuster, schneller, lernfähiger – und damit exzellent aufgestellt für eine Welt im Wandel.